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Artikel: ADHS bei Kindern – was können betroffene Eltern tun?

Was können Eltern bei ADHS tun

ADHS bei Kindern – was können betroffene Eltern tun?

Neben der ärztlichen Behandlung der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) gibt es weitere wichtige Dinge, die Du als Elternteil beachten solltest. Gute Ansatzpunkte sind die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse, die wir in diesen Artikeln vorstellen:

Die im Folgenden genannten Tipps bilden eine optimale Basis, um die Ausgangssituation bei ADHS zu verbessern.

Tipp 1: Wende Dich an eine Selbsthilfegruppe

Aufgrund ihrer großen Erfahrung sind Selbsthilfegruppen wertvolle Anlaufstellen. Dort erhältst Du auch Informationen darüber, welcher Arzt in Deiner Nähe ADHS gut erkennen und behandeln kann.

Selbsthilfegruppen in Deutschland

Selbsthilfegruppen in der Schweiz und in Österreich

Weitere empfehlenswerte Webseiten

Tipp 2: Kontrolliere die Blutwerte für Vitamin D und Eisen

Im vorhergehenden Teil unserer ADHS-Reihe sind wir ausführlich auf den Zusammenhang zwischen der Unterversorgung mit lebenswichtigen Vitaminen und Spurenelementen und einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung eingegangen. Aktuellen wissenschaftlichen Studien von Forschungsteams aus Norwegen1, Katar2,3, Taiwan4, Indien5 und der Türkei6,7 zufolge haben Erwachsene und Kinder mit ADHS im Vergleich zu Gesunden deutlich geringere Mengen an Vitamin D und Eisen im Blut.

Deshalb ist es wichtig, dass Du bei Deinem Kind 25-OH-Vitamin-D3 und Ferritin bestimmen lässt. Unter anderem geht das beim Kinderarzt. Die Kosten werden jedoch in der Regel nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Aus diesem Grund lohnt sich auch ein Selbsttest für zu Hause, den man bequem online bestellen kann.

Falls die Tests eine Unterversorgung mit Vitamin D oder Eisen anzeigen, solltest Du das Ergebnis dem Kinderarzt mitteilen und gemeinsam mit ihm das weitere Vorgehen besprechen.

Tipp 3: Schicke Dein Kind regelmäßig in die Sonne, damit der Körper genügend Vitamin D produziert

In den Sommermonaten (April bis September) ist es wichtig, dass sich Dein Sprössling täglich für fünf bis zehn Minuten in der prallen Sonne aufhält. Dabei genügt es, wenn er ein T-Shirt und eine kurze Hose trägt. Auf die freien Hautstellen an den Armen, den Beinen und im Gesicht solltest Du kein Sonnenschutzmittel auftragen.7

Kind in der Sonne

Während des kurzen Sonnenbads kann die Haut genügend Vitamin D3 für den ganzen Tag herstellen. Im Winter reicht bei uns in Deutschland das Sonnenlicht nicht für die Produktion des wertvollen Vitalstoffs aus. Denn genau das empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) in ihrer Presseinformation vom 10. Januar 2012.8

Tipp 4: Stelle die Ernährung Deines Sprösslings um

Der Abschnitt ADHS und die Ernährung aus unserem Artikel Welche Rolle spielen Vitamine, Mineralstoffe und Omega 3s bei ADHS erläutert detailliert die aktuelle Studienlage. Aus diesem Grund ist es ratsam, hoch verarbeitete Lebensmittel zu meiden und stattdessen unverarbeitete Nahrung zu verzehren.

Was sind hoch verarbeitete Lebensmittel? Mit diesem Begriff bezeichnen Wissenschaftler Produkte, die in mehreren industriellen Verarbeitungsschritten aus natürlichen Lebensmitteln erzeugt werden. Bekannteste Beispiele sind Fast Food, Tiefkühlpizza, Fleischwurst, Chips, Süßigkeiten und kohlsäurenhaltige Limonadengetränke.9

Sorge stattdessen für eine ausgewogene Ernährung mit frischem Obst und Gemüse und bereite regelmäßig Fischgerichte zu.

Die täglich notwendige Flüssigkeitsmenge lässt sich am besten durch ungesüßten Tee und Wasser decken. Gib Deinem Sprössling auch jeden Tag Nüsse und getrocknete Früchte (Studentenfutter) für die Schule mit.

Tipp 5: Schaffe ein ruhiges familiäres Umfeld

Mache Dir immer wieder klar, dass ein Kind mit ADHS die Welt anders wahrnimmt als Du selbst. Wenn Du gereizt reagierst, herumnörgelst, Dein Kind ständig ausschimpfst und ihm drohst, verschlimmert sich die Situation zu Hause. Dein Sprössling reagiert impulsiv und lernt eben nicht aus seinem Verhalten.

Du kannst neuen emotionalen Ausbrüchen vorbeugen, indem Du Deinem Kind nicht immer wieder den Sinn von Vorschriften und Regeln erklärst und auf seine „Schandtaten“ hinweist. Zeige Dich souverän und sorge für einen strukturierten Tagesablauf.

Bekannte Dinge beruhigen Kinder mit ADHS, während Neues und Unbekanntes oft Angst einjagt und die Symptome verstärkt. Wenn es Dir als Elternteil zu viel wird, nimmt unbedingt Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe auf.

Tipp 6: Gib Deinem Kind ein Nahrungsergänzungsmittel mit wertvollen Vitaminen, Mineralien und Omega 3 Fettsäuren

Aktuelle wissenschaftliche Studien kamen zu folgenden Ergebnissen:

  • Die Einnahme von Mikronährstoffen (Vitaminen, Mineralien) verbesserte die Unaufmerksamkeit, emotionale Regulierung und Aggression, aber nicht die hyperaktiven/impulsiven Symptome bei Kindern mit ADHS.10
  • Unsere Studie liefert vorläufige Hinweise auf die Wirksamkeit von Mikronährstoffen bei der Behandlung von ADHS-Symptomen.11
  • Omega 6 und Omega 3 Fettsäuren stellen eine vielversprechende ergänzende Therapie für ADHS dar.12
  • Es gibt Hinweise, dass eine Behandlung mit Omega 3 Fettsäuren (ω-3-PUFA) eine positive Wirkung auf ADHS hat.13

Deshalb ist es empfehlenswert, neben einer ausgewogenen Ernährung zusätzlich Vitamine, Mineralstoffe und Omega 3 Fettsäuren über ein hochwertiges Nahrungsergänzungsmittel zuzuführen.

Möglicherweise wird der Kinderarzt dann auch die Dosierung von Ritalin reduzieren. Mit dem Präparat eines vertrauenswürdigen Anbieters stellst Du sicher, dass Dein kleiner oder Dein größerer Schatz alle Mikronährstoffe erhält, die sein Körper täglich braucht.

Tipp 7: An der frischen Luft Sport treiben

Eine Forschergruppe der Universität Regensburg wies nach, dass sportliche Aktivitäten die Symptome von ADHS verringern. In einer zwölfwöchigen Studie mit 43 Teilnehmern im Alter von 7 bis 12 Jahren verbesserten sich unabhängig von der Sportart insbesondere die Aufmerksamkeit und das Gedächtnis der Kinder.14

Spielende Kinder

Lass deshalb Deinen Sprössling jeden Tag an der frischen Luft Sport treiben. Bereits eine halbe Stunde intensiver Bewegung reicht aus, um überschüssige Energie abzubauen.

Tipp 8: Fernsehen und Computerspiele einschränken

Bisher haben Wissenschaftler keinen Zusammenhang zwischen Computerspielen oder Fernsehen und der Entstehung von ADHS entdeckt. Trotzdem kann diese Art der Unterhaltung bestehende Symptome der Krankheit verstärken. Ärzte der weltbekannten Mayo Clinic empfehlen, in den ersten fünf Lebensjahren komplett auf Fernsehen, Videospiele und Ähnliches zu verzichten.15

Tipp 9: Unverträgliche Nahrungsmittel identifizieren

Es mehren sich die Hinweise darauf, dass es einen Zusammenhang zwischen Verhaltensauffälligkeiten und Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Pseudoallergien gibt.16

Am 6. April 2011 schrieb der Deutschlandfunk in seiner Online-Ausgabe sogar, dass Nahrungsmittelunverträglichkeit hinter ADHS steckt.17

Lass deshalb bei Deinem Kind für jeweils ein bis zwei Wochen Eier, Lebensmittel mit Weizen und Milchprodukte weg. Verbessern sich während dieser Zeit die ADHS-Symptome? Dann sollte Dein Kind in Zukunft auf dieses Nahrungsmittel verzichten.

Noch geeigneter ist eine sogenannte Eliminationsdiät. In einer Übersichtsarbeit mit 52 klinischen Studie sowie einer weiteren Forschungsarbeit aus dem Jahr 2010 zeigten Wissenschaftler, dass eine Eliminationsdiät mit dem anschließenden Verzicht auf belastende Lebensmittel die Symptome bei Kindern mit ADHS lindern kann.18,19

Unter Umständen ist es sinnvoll, Allergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten naturheilkundlich zu therapieren. Wende Dich dazu am besten an einen Arzt mit Zusatzbezeichnung Naturheilverfahren oder einen Heilpraktiker, der Erfahrung in der Behandlung von ADHS hat.

Soll ich denn auf Ritalin ganz verzichten?

Vielen Eltern widerstrebt der Gedanke, ihrem Sprössling dauerhaft ein Aufputschmittel zu verabreichen. Nur manchmal geht es nicht anders. Wenn die Situation für das Kind und natürlich auch für die Eltern unerträglich wird, muss man etwas unternehmen.

Die Krankheit verschwindet nicht einfach von selbst wieder. Und bei einer unzureichenden Behandlung ist das Risiko von Folgestörungen viel zu groß. Besprich Deine Zweifel am besten mit dem Kinderarzt oder dem Jugendpsychiater.

Selbstverständlich solltest Du alle Hinweise und Tipps aus diesem Artikel beherzigen. Dadurch verbessert sich das Gesundheitspotenzial Deines Kindes, was wiederum die Symptome positiv beeinflussen kann. Aber setze auf keinen Fall eigenmächtig ein ärztlich verordnetes Medikament ab.

Zusammenfassung

Die von uns besprochenen wissenschaftlichen Studien weisen darauf hin, dass regelmäßige sportliche Aktivitäten, eine abwechslungsreiche und gesunde Ernährung, die optimale Versorgung des Körpers mit Vitamin D, Eisen und Omega 3 Fettsäuren sowie ein harmonisches familiäres Umfeld sich positiv auf die Situation Deines Kindes auswirken.

Industriell verarbeitete Nahrungsmittel (zu erkennen an den E-Nummern auf der Verpackung), Fast Food, Colagetränke und zuckerhaltige Limonaden, ein Eisen- oder Vitamin-D-Mangel, Fernsehen beziehungsweise Computerspiele, dauernde Nörgeleien und Stress zu Hause sowie der Verzehr unverträglicher Lebensmittel können hingegen die Probleme verstärken.

Wenn die in diesem Artikel genannten Tipps nicht zum Erfolg führen und das Zusammenleben für alle Beteiligten unerträglich wird, ist die Einnahme eines Medikaments wie Ritalin für Dein Kind dringend erforderlich. Ansonsten drohen ernste Folgestörungen.

Quellenangaben

[1] Landaas ET et al. Vitamin levels in adults with ADHD. BJPsych Open. 2016 Nov;2(6):377–384.
[2] Kamal M et al. Is high prevalence of vitamin D deficiency a correlate for attentiondeficit hyperactivity disorder? Atten Defic Hyperact Disord. 2014 Jun;6(2):73-8.
[3] Bener A et al. Higher Prevalence of Iron Deficiency as Strong Predictor of Attention Deficit Hyperactivity Disorder in Children. Ann Med Health Sci Res. 2014 Sep;4(Suppl 3):S291-7.
[4] Tseng P et al. Peripheral iron levels in children with attention-deficit hyperactivity disorder: a systematic review and meta-analysis. Sci Rep. 2018 Jan 15;8:788.
[5] Islam K et al. A study on association of iron deficiency with attention deficit hyperactivity disorder in a tertiary care center. Indian J Psychiatry. 2018 Jan-Mar;60(1):131-134.
[6] Goksugur SB et al. Vitamin D status in children with attention-deficit-hyperactivity disorder. Pediatr Int. 2014 Aug;56(4):515-9.
[7] Bala KA et al. Hormone disorder and vitamin deficiency in attention deficit hyperactivity disorder (ADHD) and autism spectrum disorders (ASDs). J Pediatr Endocrinol Metab. 2016 Sep 1;29(9):1077-82.
[8] Presseinformation der Deutschen Gesellschaft für Ernährung vom 10. Januar 2012
[9] https://fundus.ayio-q.com/gesundheitsnews/warum-werden-die-menschen-weltweit-immer-dicker
[10] Rucklidge JJ et al. Vitamin-mineral treatment improves aggression and emotional regulation in children with ADHD: a fully blinded, randomized, placebo-controlled trial. J Child Psychol Psychiatry. 2018 Mar;59(3):232-246.
[11] Rucklidge JJ et al. Vitamin-mineral treatment of attention-deficit hyperactivity disorder in adults: double-blind randomised placebo-controlled trial. Br J Psychiatry. 2014;204:306-15.
[12] Derbyshire E. Do Omega-3/6 Fatty Acids Have a Therapeutic Role in Children and Young People with ADHD? J Lipids. 2017;2017:6285218.
[13] Königs A, Kiliaan AJ. Critical appraisal of omega-3 fatty acids in attention-deficit/hyperactivity disorder treatment. Neuropsychiatr Dis Treat. 2016 Jul 26;12:1869-82.
[14] https://www.thieme.de/de/psychiatrie-psychotherapie-psychosomatik/adhs-sport-foerdert-kognition-67869.htm
[15] https://www.mayoclinic.org/diseases-conditions/adhd/symptoms-causes/syc-20350889
[16] https://docplayer.org/19138463-Etliche-nahrungsmittel-koennen-eine-nahrungsmittelallergie-ernaehrungsumstellung-bei-ads-adhs-und-anderen-verhaltensauffaelligkeiten.html
[17] https://www.deutschlandfunk.de/diaet-gegen-adhs.676.de.html?dram:article_id=28314 
[18] Heilskov Rytter MJ et al. Diet in the treatment of ADHD in children – a systematic review of the literature. Nord J Psychiatry. 2015 Jan;69(1):1-18.
[19] Pelsser LM et al. Effects of food on physical and sleep complaints in children with ADHD: a randomised controlled pilot study. Eur J Pediatr. 2010 Sep; 169(9):1129-38.

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