Die wichtigsten Vitamine für Kinder

Für ihre körperliche und geistige Entwicklung benötigen Kinder sämtliche Mikronährstoffe, die in unserer Nahrung vorkommen. Im Folgenden schauen wir uns fünf Vitamine an, die für unseren Nachwuchs besonders wichtig sind. Sie haben eines gemeinsam:

Obwohl die Vitamine für Kinder eine große Bedeutung haben, ist nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen eine ausreichende Versorgung nicht immer gewährleistet. Im Folgenden stellen wir die wichtigsten Studienergebnisse vor.

Vitamin A

In Ländern der Dritten Welt wird ein Mangel an Vitamin A häufig beobachtet.¹ Obwohl die Ernährungssituation in Deutschland deutlich besser ist, nehmen laut den Erkenntnissen der EsKiMo-Studie und der Nationalen Verzehrsstudie II 25 bis 50 Prozent der Kinder und Jugendlichen von 5 bis 17 Jahren keine ausreichenden Mengen des wertvollen Nährstoffs mit der Nahrung auf.^2,3

Welche Funktionen übt Vitamin A im kindlichen Organismus aus?

Nach Angaben amerikanischer Wissenschaftler des Medical College of Pennsylvania in Philadelphia ist der vielseitige Vitalstoff vor allem für die körperliche Entwicklung unserer Sprösslinge verantwortlich.⁴ Forschern der University of Cambridge Clinical School in Großbritannien und der Cornell University in New York zufolge sind die Knochenbildung und das Zellwachstum ohne eine ausreichende tägliche Zufuhr von Vitamin A beeinträchtigt.^5,6

Neben der körperlichen Entfaltung scheint der lebensnotwendige Nährstoff auch an der Entwicklung geistiger Fähigkeiten beteiligt zu sein. Anhand von Tierstudien mit Nagetieren und Singvögeln wiesen Wissenschaftler der Oregon Health and Science University im amerikanischen Portland Folgendes nach: „Eine Nahrungsergänzung mit Vitamin A verbessert die Lern- und Gedächtnisleistung bei einem Vitamin-A-Defizit und kann die mit dem normalen Alterungsprozess verbundenen kognitiven Beeinträchtigungen abmildern.“⁷

Darüber hinaus spielt Vitamin A nach Angaben von US-Wissenschaftlern der University of Tennessee at Knoxville eine zentrale Rolle im Eiweiß-, Fett- und Kohlenhydratstoffwechsel.⁸ Seit längerer Zeit kennen wir die wesentliche Aufgabe, die der Mikronährstoff in unserem Immunsystem wahrnimmt.⁹ Aus diesem Grund verwundert es nicht, dass bei einem niedrigen Vitamin-A-Spiegel im Blut das Risiko von Entzündungen und bakteriellen und viralen Infektionen steigt. Zu diesem Schluss kommt der Arzt Professor Dr. Ram Reifen von der Hebräischen Universität Jerusalem.¹⁰

Vitamin B12

Laut einer Untersuchung des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (United States Department of Agriculture, USDA) weisen fast 40 Prozent der US-Amerikaner eine Unterversorgung mit Vitamin B12 auf. Obwohl häufig Vegetarier und Veganer betroffen sind, tritt die Mangelsituation auch mit zunehmendem Alter bei Mischköstlern auf.^11,12

Welche Aufgaben nimmt Vitamin B12 bei Kindern wahr?

Eine aktuelle Übersichtsarbeit (Metaanalyse) einer Forschergruppe aus den USA und Indien untersuchte den Einfluss von Vitamin B12 auf die Kognition von Kindern. Mit diesem Begriff bezeichnen Mediziner bestimmte Leistungen des Gehirns.

Dazu zählen Wahrnehmungsfähigkeit, Aufmerksamkeit, Intelligenzquotient, Gedächtnis und schulische Leistungen. Der Vergleich von 17 klinischen Studien, an denen mehrere Tausend Probanden zwischen 1 und 16 Jahren teilgenommen hatten, wies einen direkten Zusammenhang zwischen dem Vitamin-B12-Status von Kindern und ihren kognitiven Fähigkeiten nach.

Aus diesem Grund weisen die Wissenschaftler in der Zusammenfassung ihrer Arbeit auf Folgendes hin: „Die Bedeutung eines angemessenen Vitamin-B12-Status, insbesondere während der Schwangerschaft und in der frühen Kindheit, kann angesichts der Rolle von Vitamin B-12 bei der Entwicklung des Gehirns und dem Wachstum von Föten und Kindern nicht hoch genug eingeschätzt werden.“¹³

Eine wissenschaftliche Forschungsarbeit aus dem Jahr 2017 mit 320 Kindern kam zu folgendem Ergebnis: Der Vitamin-B12-Status im Säuglingsalter steht in Zusammenhang mit der Entwicklung der sozialen Wahrnehmung und des visuell-räumlichen Vorstellungsvermögens von Kindern bis zum Alter von fünf Jahren.¹⁴

Vitamin C

Zwei große Ernährungsstudien aus den Jahren 2007 und 2008 kamen zu dem überraschenden Ergebnis, dass mehr als jedes vierte Kind in Deutschland nicht genügend Vitamin C mit der Nahrung zu sich nimmt.^{2, 15}

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) erkannte die Auswirkungen dieser Unterversorgung und erhöhte deshalb im Jahr 2015 die Vitamin-C-Referenzwerte für Erwachsene und Kinder.¹⁶

Welche Bedeutung hat Vitamin C für Kinder?

Aufgrund seiner antioxidativen Eigenschaften betrachten einige Wissenschaftler den wertvollen Nährstoff als das wichtigste Vitamin für den menschlichen Organismus. Neben seiner wesentlichen Aufgabe bei der Kollagenbildung trägt Vitamin C zu einer normalen Funktion des Immunsystems bei.

In einer Übersichtsarbeit französischer Forscher der Universität Clermont-Auvergne aus dem Jahr 2019 wurden acht klinische Studien mit insgesamt 3135 Kindern im Alter von drei Monaten bis 18 Jahren berücksichtigt. In der Zusammenfassung betonen die Wissenschaftler: „Obwohl keine vorbeugende Wirkung festgestellt werden konnte, verkürzte die Einnahme von Vitamin C die Dauer der Infektionen der oberen Atemwege.

In Anbetracht der Häufigkeit von Erkältungskrankheiten, der übermäßigen Verschreibung von Antibiotika und der Unbedenklichkeit von Vitamin C ist eine Nahrungsergänzung gerechtfertigt. Das gilt insbesondere für Kinder unter 6 Jahren und Kinder, die häufig an Infektionen der oberen Atemwege leiden.“¹⁷

Eine aktuelle Forschungsarbeit russischer Wissenschaftler weist auf eine weitere Funktion von Vitamin C hin: „Die Versorgung des Körpers mit Zink und Vitamin C ist wichtig für die Funktion des zentralen Nervensystems (ZNS). Eine Nahrungsergänzung mit Zink (10 bis 30 Milligramm täglich) wirkt sich positiv auf das Gedächtnis aus und verringert die Hyperaktivität bei Kindern.“¹⁸

Vitamin D

Die Ergebnisse aktueller Ernährungsstudien zeichnen ein düsteres Bild: In Deutschland weisen mehr als neun von zehn Kindern eine Unterversorgung mit Vitamin D3 auf. Besonders dramatisch sieht die Situation für Mädchen und Jungen von 6 bis 11 Jahren aus.^{2, 19}

Vitamin D und die Entwicklung des Skeletts bei Kindern

Durch die Industrialisierung im 19. Jahrhundert nahm die Umweltbelastung in Europa stark zu. Als Folge kam es in vielen Städten zur Bildung von Smog, der das ganze Jahr über für eine verminderte Sonneneinstrahlung sorgte. Im Zuge dieser Entwicklung trat vor allem in England bei einem großen Prozentsatz der Kleinkinder eine Skelettveränderung auf, die im Deutschen als Rachitis bezeichnet wird.

Rasch erkannten Ärzte den Zusammenhang zwischen dem fehlenden Sonnenlicht und der Englischen Krankheit. Im Jahr 1919 entdeckten Wissenschaftler Vitamin D als Heilmittel gegen Rachitis und die gefürchtete „Knochenerweichung“ verlor allmählich ihren Schrecken.²⁰

Die Älteren unter uns erinnern sich bestimmt noch an den Löffel mit Lebertran, den wir als Kinder von unseren Eltern eingeflößt bekamen. Dank der von der DGE empfohlenen Verabreichung von Vitamin D3 an Säuglinge und Kleinkinder kommt Rachitis heutzutage nur noch sehr selten in Deutschland vor.²²

Trotz dieser erfreulichen Entwicklung ist wie bereits erwähnt der Vitamin-D-Status unserer Sprösslinge immer noch nicht ausreichend. Die Unterversorgung fällt nur deshalb nicht auf, weil bei den Kindern keine eindeutigen Symptome zu beobachten sind.

Vitamin D3 nimmt zahlreiche Aufgaben im Körper wahr

Wie mehrere wissenschaftliche Forschungsergebnisse zeigen, übt Vitamin D als Vorstufe des Hormons Calcitriol wesentliche Funktionen in unserem Organismus aus:

• Über die Aktivierung des Vitamin-D-Rezeptors hat Vitamin D direkte Auswirkungen auf die Expression von mehr als 1000 Genen in den meisten menschlichen Geweben und Zelltypen.²³
• Vitamin D steuert die Ansiedlung unserer Darmbakterien (Mikrobiom)²⁴
• Vitamin D3 besitzt entzündungshemmende und antioxidative Eigenschaften²⁵

• Allergien und Asthma^26,27
• Schlafstörungen²⁸
• Arteriosklerose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck^29,30
• Angst und Depression^31,32
• Typ-2-Diabetes (Altersdiabetes)³³
• Osteoporose³⁴
• Demenz und Alzheimer^35,36

Im Jahr 2019 führten italienische Wissenschaftler eine Metaanalyse mit mehr als 130 Studien durch, um einen Zusammenhang zwischen dem Vitamin-D-Spiegel und verschiedenen Autoimmunerkrankungen zu untersuchen.

Die Analyse weist einen Zusammenhang zwischen niedrigen Vitamin-D-Werten im Blut und der Häufigkeit von Autoimmunerkrankungen wie systemischer Lupus erythematodes (SLE), Schilddrüsenüberfunktion (Morbus Basedow), Hashimoto-Thyreoiditis, Diabetes mellitus Typ 1, Multiple Sklerose, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa und Schuppenflechte (Psoriasis) nach.³⁷

Folsäure

Neben Vitamin D ist die Ernährungssituation in Deutschland auch bei Folsäure kritisch. Den Ergebnissen der EsKiMo-Studie und der Nationalen Verzehrsstudie II zufolge verzehren rund zwei Drittel der Jungen und mehr als drei Viertel der Mädchen von 6 bis 17 Jahren nicht genügend folsäurehaltige Lebensmittel.^2,38

Die Funktion von Folsäure bei der Entwicklung von Kindern

Nach Aussage von Dr. Ouafa Sijilmassi, einem wissenschaftlichen Mitarbeiter der Universität Complutense Madrid, zählt Folsäure (Folat) zu den essenziellen Vitaminen für die Gesundheit in jedem Alter, da es an der körpereigenen Herstellung von Aminosäuren, Botenstoffen (Neurotransmittern) und bestimmten Vitaminen beteiligt ist. Aus diesem Grund hat Folsäure eine entscheidende Bedeutung für schnell wachsende Gewebe wie den Fötus im Mutterleib.³⁹

Ein Mangel in der Schwangerschaft kann gravierende Folgen für das ungeborene Kind haben. Neben einer Frühgeburt gibt die US-amerikanische Gesundheitsbehörde (NIH) auch angeborene Herzfehler und andere Missbildungen des Embryos als Folge eines Folsäuredefizits an.⁴⁰

Neuere Metaanalysen belegen, dass eine Nahrungsergänzung schwangerer Frauen mit Folsäure vorteilhaft für ihre ungeborenen Kinder sein kann: Laut den Ergebnissen einer chinesisch-kanadischen Forschergruppe könnte eine Folsäuresupplementierung in der Schwangerschaft über die nachgewiesene Wirkung auf Neuralrohrdefekte (umgangssprachlich „offenes Rückenmark“) hinaus positive Auswirkungen auf die Entwicklung von Gehirn und Nervensystem haben.⁴¹

Chinesische Wissenschaftler der Shandong-Universität kommen zu folgendem Ergebnis: „Zusammenfassend deutet unsere umfangreiche Metaanalyse darauf hin, dass die mütterliche Einnahme von Folsäurepräparaten während der Schwangerschaft das Risiko von Autismus-Spektrum-Störungen bei Kindern unabhängig von der ethnischen Zugehörigkeit signifikant verringern könnte, im Vergleich zu Frauen, die keine Folsäurepräparate einnahmen.“⁴²

Mehrere wissenschaftlichen Studien weisen auf die große Bedeutung von Folsäure bezüglich der kognitiven Fähigkeiten hin. Ein koreanisches Forschungsteam bestimmte den Vitamin-B12 und Folsäure-Status bei Gesunden und bei Menschen mit kognitiven Störungen im Alter zwischen 60 und 79 Jahren. Das Resultat: „Die vorliegenden Ergebnisse deuten darauf hin, dass ein hoher Folsäurewert ältere Erwachsene vor kognitiven Beeinträchtigungen schützen kann.“⁴³

Zu den gleichen Erkenntnissen kommen Wissenschaftler des Karolinska-Instituts in Stockholm. Demnach steht der Folsäurespiegel im Blut auch bei nicht dementen älteren Personen in Zusammenhang mit der kognitiven Leistung.⁴⁴

Obwohl die Studien mit Erwachsenen durchgeführt wurden, liefern sie wichtige Hinweise auf die Bedeutung von Folsäure für unsere Sprösslinge. Deshalb ist es ratsam, bei Kindern und Jugendlichen auf eine ausreichende Versorgung über die Ernährung zu achten.

Zusammenfassung

Die Vitamine A, B12, C, D und Folsäure nehmen zentrale Aufgaben beim Wachstum unserer Kinder wahr. Ein Defizit während der Schwangerschaft und in den ersten Lebensjahren sollte deshalb unbedingt vermieden werden.

Anhand zahlreicher aktueller Studien haben wir belegt, dass die Vitamine A, B12, C, D und Folsäure wichtige Aufgaben im Zusammenhang mit dem Wachstum und der Gesundheit unserer Kinder wahrnehmen. Ein Defizit während der Schwangerschaft und in den ersten Lebensjahren sollte deshalb unbedingt vermieden werden.

Neben einer ausgewogenen Ernährung ist es wichtig, dass Dein Kind im Sommer regelmäßig in die Sonne geht. Zusätzlich kann ein hochwertiges Nahrungsergänzungsmittel nach Aussagen der DGE dabei helfen, einer Unterversorgung vorzubeugen.

Quellenangaben